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Bergstraßen Gymnasium
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Zeitzeugin zu Besuch am Bergstraßen-Gymnasium



Katja Langenbach ist gerade einmal acht Jahre alt, als sich ihr Vater am Silvestertag des Jahres 1938 das Leben nimmt. „Er wollte uns schützen, denn er konnte es nicht ertragen, dass wir wegen ihm bald Israel oder Sara heißen sollten“, so beschreibt es die Tochter eines Juden und einer Christin jetzt nach über 80 Jahren. Ihre Stimme zittert dabei ein wenig und selbst jetzt, so lange Zeit danach, füllen sich ihre Augen mit Tränen. Aber ihr Bericht ist sachlich: In Vorfreude auf das Feuerwerk zum Jahreswechsel 1938/39 kann sie nicht verstehen, wo der Vater bleibt – sein Selbstmord aus Verzweiflung über die Ausgrenzungsmaßnahmen der Nazis wollte die Mutter der Tochter noch nicht mitteilen.

Aufgrund dieser und ähnlicher Erzählungen hat Katja Langenbach schnell die Aufmerksamkeit der Schüler*innen auf ihrer Seite. Eloquent und mit klarer Stimme erzählt sie, Jahrgang 1930, maßgeblich von ihren Erlebnissen während des 3. Reiches, dann aber auch von der Nachkriegszeit und dem, was sie als dann zum Judentum Konvertierte in Westdeutschland erlebte.

Die Familie erlebte im 3. Reich eine Vielzahl an Tragödien, die für die junge Katja nur langsam einzuordnen sind. In ihrem Vortrag schildert sie eindrücklich, wie sie als Kind die größeren Zusammenhänge nicht einordnen konnte und wie groß dann die Erschütterung wurde, als sich im Rückblick die Tragödien aneinanderreihten. Nicht nur zwei Suizide in der engsten Familie, auch zerrissene Familienbiographien durch Auswanderung und Flucht legten einen Schleier über die glücklichen Kindheitserinnerungen. Auch einzelne Personen, wie eine besonders fanatische Nationalsozialistin, die der jungen Katja die Schule zur Hölle machte, stachen in der Erzählung heraus.
Leider musste sie dann auch die Erfahrung machen, dass das Gedankengut solcher Personen mit dem Ende des 3. Reiches nicht gestorben war. Kommilitonen an der Universität Gießen grenzen sie als Jüdin aus und kommunizierten offen, dass sie mit einer Jüdin nichts zu tun haben wollten.
Als Stolpersteine in Andenken an ihren Vater vor dem ehemaligen Familienhaus verlegt worden waren, entfernte die nun dort ansässige Bewohnerin des Hauses den Stolperstein, weil ihre drei Hunde es angeblich nicht vollbrachten, an diesem Stolperstein vorbeizugehen.

Die Schüler*innen begriffen schnell, mit welcher Stärke, aber auch mit welcher Lebensbejahung Katja Langenbach ihr Schicksal nicht nur angenommen, sondern auch verarbeitet hat. Die interessierten Fragen seitens der Schülerschaft unterstrichen, wie wichtig geschichtliche Aufarbeitung ist, um für die Gegenwart zu lernen. „Nie wieder ist jetzt!“ Dies wurde allen Schülerinnen und Schülern im Laufe des Vormittags klar.

Text und Fotos: Web

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